Gäste-Erwartungen an die digitale Welt der Tourismus-Betriebe

Urlaubsmagazin Lübecker Bucht 2016 - Titelbild

In den letzten 1,5 Jahrzehnten ist es zu gravierenden Änderungen in der Art gekommen, nicht nur wie Urlauber sich für eine Reise entscheiden, sondern auch im Verhalten der Gäste vor Ort. Dies findet seine Ursache in der fortschreitenden Digitalisierung unserer Gesellschaft.

Zwar sind Freunde, Verwandte und auch Reisebüros damals wie heute zu rund 50 Prozent daran beteiligt, sich eine Meinung für die Urlaubspläne zu bilden, aber die Verbreitung des World Wide Web und die damit einhergehenden vielfältigen stationären und mobilen Möglichkeiten, Zugang zum Internet mit seinem schier unerschöpflichen Angebot zu erlangen, haben dazu geführt, dass über die Hälfte auch digitale Angebote als Informationsquelle nutzt. 2002 waren es lediglich noch 6 Prozent (Quelle: NIT Reiseanalyse 2015).

Dabei sind die gesuchten Inhalte vielfältig, hat Ulf Sonntag vom Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) im Rahmen der seit 1971 stattfindenden „Reiseanalyse“ herausgefunden. Sie reichen vom allgemeinen Wissen über Destinationen, über Preisvergleiche und Online-Buchungen, bis hin zum Veranstaltungskalender des Ferienortes.

Dieser Trend wird sich nach jetzigen Erkenntnissen weiter fortsetzen. Bis 2025 werden fast alle Deutschen bis hin ins hohe Alter online sein. Die meisten werden zudem ein Smartphone besitzen – und es auch vor und während einer Reise nutzen. Allein diese Erkenntnis zeigt das Potenzial für die Tourismusbranche – und zeitgleich auch die Herausforderung entsprechende Angebote zu schaffen!

Hat mittlerweile jeder touristische Betrieb die Bedeutung der digitalen Welt erkannt, besitzt eine Internetseite und ist, zum Beispiel im Falle der Online-Buchung, mit seinem Angebot sogar gleich auf mehreren Plattformen für den Gast buchbar, so sind es insbesondere die digitalen Angebote vor Ort, die noch in den Kinderschuhen stecken. Derzeit beantworten nur 4 Prozent die Frage, ob sie lokal bezogene Leistungen gebucht haben während sie bereits im Urlaub sind, mit „ja“.

Hier sind zwei Aspekte von entscheidender Bedeutung.

Zunächst – und auch das zeigen die Studien eindeutig – begünstigt das Vorhandensein von kostenfreiem WLAN in der Ferienwohnung und am Urlaubsort die Entscheidung sich für ein konkretes Ziel zu entscheiden und dort verstärkt virtuelle Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen.

Dies mag in Zeiten moderner Mobilfunknetze auf den ersten Blick ein wenig verwundern. Bedenkt man jedoch, dass der reine Handyzugang durchaus seine Tücken hat, etwa in Form von Kapazitätsengpässen oder limitiertem Datenvolumen, und dass die beliebten Tablets in den seltensten Fällen über ein Handymodul verfügen, also auf WLAN angewiesen sind, erscheint diese Erwartung der Gäste wieder in einem ganz anderen Licht.

Ziel aller Beteiligten sollte es demnach sein, hier in eine geeignete, nachhaltige Infrastruktur zu investieren, um so mit dem Wettbewerb mithalten zu können.

Der zweite entscheidende Punkt geht einher mit dem eben skizzierten Ausbau. Er besteht in der Schaffung neuer digitaler vor-Ort-Dienstleistungen.

Die Menschen sind heute sehr online affin. Es gehört mittlerweile zum Alltag seine Fahrtkarte zuhause über eine App zu kaufen oder seinen Sitzplatz für den Film am Abend auf der mobilfähigen Webseite des Kinos zu reservieren.

Dieser Gedanke muss jetzt nach und nach auf die Urlaubsdestinationen übertragen werden. Warum soll man nicht auch seinen Strandkorb über das Smartphone zunächst auf einer Karte auswählen und dann gleich buchen können? Ganz wie einen Kinosessel. Warum soll eine App nicht auch an der Lübecker Bucht im Hochsommer den Weg zum nächsten freien Parkplatz zeigen? Warum … die denkbaren Ideen sind praktisch unendlich.

Welche davon jedoch nun wirtschaftlich sinnvoll sind, sich unter den gegebenen Rahmenbedingungen umsetzen lassen und vom Gast letzten Endes auch genutzt werden, lässt sich Stand heute noch nicht abschließend sagen. Dies muss nach und nach erarbeitet werden. Tatsache ist jedoch, die Bereitschaft solche Dienste anzunehmen ist da.