Ein motivierendes Erfolgs-Beispiel - „Villa Wellenrausch“ in Travemünde

Als letzter Referent bei einer Veranstaltung aufzutreten, ist nicht ganz einfach. Die Köpfe sind bereits voll mit Informationen von den Vorrednern und mancher ist bereits ein wenig müde.

Jasmin Abbe, Geschäftsführerin der „Villa Wellenrausch“ in Travemünde, hatte jedoch bei ihrem Vortrag im Rahmen der Tourismus-Cluster-Veranstaltung in Scharbeutz, bereits nach den ersten Worten merklich die volle Aufmerksamkeit der Gäste.

Schon ihre Einleitung: „Wie haben wir angefangen? Eigentlich komisch, denn ich bin überhaupt keine Hoteltante“, ließ die Zuhörer aufhorchen. Sehr locker gab sie den Weg zum Besten, wie aus der ehemaligen „Villa Charlott“ die „Villa Wellenrausch“ wurde.

Einfach war der Weg nicht, gab sie zu, aber Jasmin und Carsten Abbe verfolgten zielstrebig ihren Traum.

Mix aus Tradition und Moderne

„Wir sind kein klassisches durchdesigntes Hotel. Wir wollten bodenständiger bleiben. Wir haben versucht, die Grundwerte des Hauses wieder herauszuholen“, fasst Jasmin Abbe die Unternehmens-Philosophie zusammen.

Das Konzept professionell und trotzdem familiär scheint zu funktionieren. Seit zwei Jahren behauptet sich die „Villa Wellenrausch“ mit 28 Zimmern auch in der so genannten zweiten Reihe mit dem klangvollen Namen Kaiserallee.

Verschwunden sind auf den Zimmern die Gästemappen. Sie wurden durch moderne iPads ersetzt, mit denen sich die Gäste über alles, was das Haus betrifft informieren können und darüber hinaus über alles, was es Erlebens- und Wissenswertes in der Umgebung gibt. Außerdem stehen den Gästen rund 40 Zeitungen auf elektronischem Wege zur Verfügung. „Unsere Auswertungen zeigen, dass dieses Angebot rege genutzt wird“, freut sich die Chefin.

Verschwunden sind ebenso die Teppiche im Haus. Die alten Dielenböden wurden wieder freigelegt und verleihen der Villa neuen Glanz.

Regional und Sozial

Das Motto „wir lieben es regional“ wird in der „Villa Wellenrausch“ schon früh morgens praktiziert. Der größte Teil des Frühstücksbüfetts kommt von einem Schlachter aus dem Ort, die Säfte aus einer Süßmosterei bei Hamburg und der Käse von Betrieben längs der Holsteinischen Käsestraße. „Das ist natürlich der Vorteil unseres kleinen Hauses, dass wir diesen Service leisten können“, ist sich Jasmin Abbe bewusst.

Regional bedeutete bereits in der Umbauphase des Hauses, dessen Geschichte im Jahr 1898 begonnen hat, andere Wege zu gehen. „Wir haben heimische Handwerker genommen und nicht das günstigste Angebot von irgendwo weit weg“, so Jasmin Abbe. „Wenn es vor Ort auch etwas mehr kostet, haben wir dafür den direkten Draht auf kurzen Wegen“, ergänzt sie.

Soziales Engagement zeigte das Hoteliers-Ehepaar bei der Entrümpelung. Dafür prägte Jasmin Abbe den Begriff „Entmöbelung“. Sie waren sich einig, dass die Sachen zu schade seien, um sie wegzuwerfen und so ging das Inventar von Möbeln bis zum Besteck an soziale Einrichtungen.

Mitarbeitersuche einmal anders

Neue Wege bei der Mitarbeitersuche, wen wundert es, dass die Abbes auch hier andere Wege gingen. Anstelle einer klassische Anzeige nach dem Motto „wir sind, wird suchen“ fand man ihr Angebot auf ihrer Karriereseite im Internet, ebenso bei facebook und - ungewöhnlich -  als Aushang an den Schwarzen Brettern in Travemünder Geschäften.

Ganz klar ging daraus hervor, dass sie auch Menschen eine Chance geben wollten, die den Beruf nicht von der Pike auf gelernt haben, die dafür aber Freude an der Arbeit mit Menschen und Gästen haben.

Inzwischen wird das Betreiber-Ehepaar von sechs engagierten und motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterstützt. „Wir nehmen sie mit auf unsere Reise, diskutieren Ideen und Visionen gemeinsam“, schildert es Jasmin Abbe. Eine schöne Regelmäßigkeit ist es geworden, sich an jedem Wochenende zwanglos zusammenzusetzen, um die vergangenen Tage Revue passieren und kreativen Visionen freien Lauf zu lassen.

Konkurrenz als Wettbewerber betrachten

„Für uns sind die anderen Häuser keine Konkurrenz, sondern einfach Mitbewerber und wenn einer den andern motiviert, etwas zu machen, das kann so toll sein“, beschreibt Jasmin Abbe ihre Sichtweise.

Natürlich hätte sich im direkten Umfeld in Scharbeutz und Timmendorf in den vergangenen Jahren viel getan. Natürlich sieht sie, dass in Travemünde auch etwas geschehen muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Und da tut sich bereits einiges. „Wer sich ein wenig informiert hat, sieht, dass das Waterfront-Projekt Formen annimmt, wie sich der Fischereihafen verändert und vieles mehr“, nennt sie einige Beispiele.

Für ihr Schlusswort: „Wenn nur jeder ein bisschen dazu beiträgt, auch als Hotellier an seinem Objekt arbeitet, profitieren wir doch alle voneinander“, erhielt Jasmin Abbe viel Applaus.