Auf neuen Wegen in die unternehmerische Zukunft

Im Rahmen der Veranstaltung des Tourismus-Clusters im September 2016 in Scharbeutz hielt Frank Behrens einen Vortrag zum Thema „Fachkräftesicherung“.

„Wir haben eine boomende Branche“, sagte er zu Beginn. 20 Millionen Übernachtungen und 7,5 Milliarden Bruttoumsatz kämen nicht von ungefähr und man habe auf der Umsatzseite keinen Leidensdruck.

Diesen positiven Aspekten folgte allerdings ein Aber. „Im Moment wird noch alles vermietet, was auf dem Markt ist, daher sehen einige keine Notwendigkeit für Renovierungen und Anpassungen an gestiegene Gästewünsche bei den Unterkünften.“

„Auch das Anforderungsprofil einer Unternehmerin oder eines Unternehmers hat sich im Laufe der letzten Jahre massiv verändert“, so Behrens weiter.

Als Unternehmer/in habe man das Lenkrad in der Hand, könne einiges selber steuer, allerdings gäbe es auch Dinge, die man nur bedingt beeinflussen könne.

„Heutzutage sind Multitalente gefragt, die sich immer wieder auf Neues einstellen müssen“, hat er in den langen Jahren seiner Tätigkeit festgestellt. Als simples Beispiel nannte Frank Behrens, der einige Jahre das Timmendorfer Maritim Seehotel geleitet hat, eine Bestätigung für ein Bankett: „1990 haben wir das noch mit der Schreibmaschine geschrieben und heute werden nur noch die individuellen Daten in den Computer getippt, der sie mit vorformulierten Angebotsbausteinen zusammenfügt.“

Die Notwendigkeit der Digitalisierung wird häufig noch unterschätzt

Das führte ihn zur „neuen Baustelle“ Digitalisierung, worauf manche nach seinen Erkenntnissen mäßig bis gar nicht vorbereitet seien.

„Um den heutigen Marktanforderung gerecht zu werden, müssen Sie sich immer wieder weiterbilden“, stellte er klar und das gelte in gleichem Maße für die Mitarbeiter.

Für das gesamte Unternehmen sei es heutzutage wichtiger denn je, sich Gedanken zu machen wohin die Reise kurz-, mittel- und langfristig gehen soll und diese Ziele schriftlich festlegen. Soweit die Theorie.

Frank Behrens gab aber auch Praxistipps: „Beziehen Sie bei der Planung nicht nur ihre Führungskräfte, sondern alle Mitarbeiter mit ein“, lautete sein Rat, denn sie seien es, die die Unternehmensziele - an welcher Stelle im Unternehmen auch immer - den Kunden oder Gästen „verkaufen“ müssen. Sie müssen so motiviert werden, dass sie für das Unternehmen brennen.

Er gab weiter zu bedenken, dass sich die Vorstellung von „Werten“ in der Generation, die heutzutage ausgebildet wird, ebenfalls massiv verändert habe. Zur Verdeutlichung blickte er auf seine eigene Ausbildung zurück, wo es im Service-Bereich früher üblich war, zum Garderoben-Appell anzutreten, bei dem unter anderem die Sockenfarbe und die geputzten Schuhe kontrolliert wurden.

„Außerdem waren Überstunden die Regel und es herrsche ein ziemlich rauer Ton“, erinnerte er sich, um dann klarzustellen: „Das geht heute gar nicht mehr und das ist auch richtig so. Wir müssen mit der Zeit gehen und uns auf Veränderungen einstellen.“

Leider gäbe es in der Hotellerie und Gastronomie noch ein paar „schwarze Schafe“, das wolle er gar nicht verschweigen, lasse aber die Ausrede nicht gelten, dass ein Betrieb zu klein sei, um sich positiv verändern zu können.

Viele finanzielle Förderungen werden kaum in Anspruch genommen

Abgesehen davon, dass man sich als Unternehmer/in selbst stetig weiterbilden sollte, sei es eine Form der Mitarbeiterförderung und –motivation, Möglichkeiten zu Fortbildungsmaßnahmen zu eröffnen. „Es gibt vieles, das finanziell gefördert aber kaum in Anspruch genommen wird“, so Behrens und riet in diesem Fall zur Kontaktaufnahme mit den entsprechenden Institutionen. Er ist überzeugt: „Wenn man anfängt nachzufragen, werden sich Wege finden.“

„Bei allem was man tun kann, es gibt Dinge, auf die wir keinen Einfluss haben“, führte Frank Behrens weiter aus. Dazu gehöre der demografische Wandel. Weniger Kinder bedeuteten weniger Schulabgänger. „Es sollte uns nervös machen, dass es trotz einer Überzahl an Ausbildungsplätzen in diesem Jahr 20.000 Schulabgänger gibt, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben.“

Vielleicht müsse man mit den Anforderungen ein bisschen heruntergehen. Vielleicht intensiver den Menschen betrachten, sich nicht nur auf Zeugnisse bei der Auswahl der Auszubildenden stützen und die Möglichkeiten der neuen Medien zu nutzen.

Erfolgreich Mitarbeiter über eine Karriereseite finden

Dass junge Leute sich überwiegend im Internet informieren sei eine Tatsache. „Haben Sie auf ihrer Homepage eine Karriereseite?“, fragte er die Anwesenden. Falls nicht, seien sie damit zwar nicht ganz alleine, beruhigend sei das jedoch nicht. Denn wie die Erfahrung zeige, seien die Kollegen, die eine solche Seite hätten, erfolgreich - wenn sie gut gemacht ist.

„Die Zeiten haben sich gewandelt“, betonte Frank Behrens wiederholt und kam von den jungen Leuten zur älteren Generation, die man weder vernachlässigen noch unterschätzen sollte.

Traditionelle Modelle überdenken und Erfahrungen der Älteren nutzen

„Überdenken Sie traditionelle Arbeitszeitmodelle, nutzen Sie die Erfahrung und das Wissen ihrer langjährigen Mitarbeiter, auch wenn diese ihnen vielleicht nicht mehr an jedem Wochentag, sondern an weniger Tagen zur Verfügung stehen können und wollen“, mahnte er eindringlich.

Allen Mitarbeitern solle man mit auf den Weg geben, dass und warum es sich lohnt im Unternehmen zu bleiben. Dazu gehöre auch, Karrierestufen aufzuzeigen. „Jeder Mitarbeiterwechsel ist mit Kosten verbunden, die sie sparen können.“

Frank Behrens spannte den Bogen weiter zu Mitarbeitern aus dem Ausland und mit Migrationshintergrund, nannte Möglichkeiten und Chancen, sieht aber auch, dass vieles, was gut gemeint ist, nicht so einfach in die Praxis umzusetzen ist.

Zusammenfassend blickte er zwar einerseits positiv in die Zukunft, andererseits mahnte er immer wieder, die Entwicklungen genauestens zu beobachten, um neuen Herausforderungen rechtzeitig begegnen zu können.